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Olivenöl und seine Güteklassen - Vertrauenssache?

Wer heute im Supermarkt Olivenöl, vermeintlich „nativ extra", zu einem Preis von weniger als zehn Euro pro Liter erwirbt, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit einem Betrug aufgesessen. Olivenöltäuschungen sind eher die Regel als die Ausnahme.

 

Der Olivenölmarkt ist ein Milliardengeschäft - leider zum Nachteil der Verbraucherinnen und Verbraucher. Hier wird gepanscht, gemischt, gelogen und betrogen. Es herrscht eine regelrechte „Olivenöl-Mafia", gegen die große Produzenten weltweit seit vielen Jahren vorzugehen versuchen, jedoch aufgrund schwammiger gesetzlicher Regelungen immer wieder scheitern. Schon lange wird eine verpflichtende Untersuchung der Polyphenole gefordert, um native Olivenöle zu klassifizieren und echtes „nativ extra" bzw. „nativ" von unechtem zu unterscheiden. Bedauerlicherweise hat die Industrie derlei Maßnahmen bislang zu verhindern gewusst.

 

Die gesetzlichen Bestimmungen für Olivenölqualitäten sehen wie folgt aus:

 

1. Natives Olivenöl extra

Die beste aller Olivenölkategorien. Native Olivenöle extra sind ohne jeglichen geschmacklichen Fehler und werden auf natürliche Weise gewonnen. Der Gehalt an freien Fettsäuren darf einen Wert von 0,8% nicht überschreiten.

 

2. Natives Olivenöl

Hier darf der Wert der freien Fettsäuren bis zu 2,2% betragen. Leichte geschmackliche Fehler sind erlaubt.

 

3. Lampantöl

Lampantöl ist ein übelriechendes, schlecht schmeckendes Olivenöl, das aus verdorbenen Oliven hergestellt wurde oder aus irgendwelchen Gründen ranzig geworden ist. Dieses Öl ist für den Verzehr NICHT zugelassen und muss chemisch aufbereitet werden.

 

4. Tresteröl

Tresteröl ist ein Verschnitt von raffinierten Ölen mit nativen Olivenölen. Auch nicht wirklich empfehlenswert...

Die dunkle Seite des Olivenölmarktes

 

Im Handel wird mehr extra natives Olivenöl angeboten, als tatsächlich produziert wird. Wie kann das sein?

Olivenölproduktion

Pyramide Olivenölproduktionpng.png

Olivenölhandel

Pyramide Olivenöl im Handel.png

Quelle: Merum

Aus der obenstehenden Grafik ist leicht zu erkennen, dass sich die tatsächlich erzeugten Qualitäten in ihrer Proportion nicht im Handel wiederfinden lassen (können). Wie kann es da sein, dass sich native Olivenöle auf wundersame Weise vermehren und die minderwertigen Lampantöle verschwinden? Eine Methode besteht darin, Lampant-Olivenöle in einem mehrstufigen chemischen Prozess in eine Ausgangsbasis für „native Olivenöle extra“ zu verwandeln. Diese sind dann zwar falsch deklariert, aber nachzuweisen ist das nur sehr schwer. 

 

Was bedeutet das für Sie als Käuferin oder Käufer? Wo Sie nun wissen, dass es gar nicht so einfach ist, gutes Olivenöl zu erkennen, empfehlen wir Ihnen Folgendes zu beachten:

  • Geruch: Frisch nach Olive sollte es riechen – nach frischem Gras, Gartenkräutern, Artischocke und natürlich Olive.

  • Geschmack: Ein gutes Olivenöl schmeckt kräftig und frisch. Es ist zudem etwas bitter und hat oft eine Schärfe im Gaumen. Es kratzt sogar etwas im Hals – das ist ein Qualitätsmerkmal. Die Farbe ist übrigens kein Hinweis auf Qualität. Und auch ein trübes Öl ist nicht unbedingt ein besseres. In der Regel wird es schneller ranzig.

  • Etikett: Je mehr Informationen, desto besser! Wichtig ist außerdem das Erntejahr, und das fehlt oft. Denn: Je älter ein Olivenöl ist, desto mehr verliert es an Aroma. Stattdessen steht meist nur das verpflichtende Mindesthaltbarkeitsdatum auf den Flaschen – und das hilft Ihnen nur bedingt weiter. Wann wurde das Öl in welcher Region abgefüllt? Welche Oliven wurden verwendet? Sind all diese Informationen vorhanden, ist dies ein Hinweis auf ein besseres Öl. 

  • Preis: Der Preis sagt nicht automatisch etwas über die Qualität aus. Aber: Die Wahrscheinlichkeit, dass man für 30 Euro ein gutes Olivenöl bekommt, ist deutlich höher als bei einem für 3,99 Euro. Ein Verkaufspreis von weniger als zehn Euro pro Liter ist eher verdächtig.

 

Fazit: Kaufen Sie Olivenöl bei einem Händler, dem Sie vertrauen und der Sie beraten und über Anbau und Herstellung informieren kann. Idealerweise können Sie das Olivenöl vor Ort verkosten oder zum Testen erst einmal eine kleine Menge bestellen.

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